Endlich war ein Jahr des Wartens vorbei: Ich habe meine Drohung tatsächlich wahr gemacht und bin ein zweites Mal zum Aikido-Skilanglauf-Lehrgang gefahren. Ich habe mich sogar das ganze Jahr darauf vorbereitet, letztes Jahr war es ja nicht so der Hit mit meiner Kondition (na ja, mit den Aikido-Kenntnissen auch nicht, aber ob die jetzt hitverdächtig sind??).
Ich konnte zum Glück meinen Nebenjob aufgeben, sodass ich endlich die Möglichkeit hatte, regelmäßig zu trainieren. In den Sommerferien habe ich die Trainingsangebote von Hamburg und Schleswig-Holstein wahrgenommen, um ja keine größere Pause entstehen zu lassen. Und als in Hamburg die meisten Hallen wegen Asbest-Alarm geschlossen waren, habe ich das Sommerprogramm einfach für mich verlängert und bin weiter von Verein zu Verein gezogen, ein richtiger Aikido-Nomade (ich war nicht die Einzige, die das machte, ich traf in den unterschiedlichsten Vereinen dieselben Leute wieder). Hiermit noch mein „Danke schön“ an die gastfreundlichen Vereine!
Also, auf in den Schwarzwald. Es war so eine Freude, die vertrauten Gesichter wiederzusehen! Es klappte sogar mit derselben Zimmergenossin, richtig toll! Dadurch, dass man die meisten vom letzten Jahr kannte, konnte ich mich sehr schnell eingewöhnen, es nahm mir auch viel von der Unsicherheit, die ich letztes Jahr noch hatte, weil alles so neu war. Es ging los wie immer, am ersten Tag Matten aufbauen. Wer schreibt den Bericht? Hmm, das blieb schon wieder an mir hängen!?! Irgendetwas mache ich verkehrt. Konnte man mich mit dem Skifahren nicht loswerden, dann so?? Könnt Ihr vergessen. Plaudere ich eben aus dem Nähkästchen
Da wir dieses Mal nicht eine so große Gruppe wie letztes Mal waren und die meisten in der Fortgeschrittenen-Gruppe ihr Ski-Training hatten, war es für mich von Vorteil, dass die Anfänger-Gruppe recht übersichtlich war. Das hatte natürlich auch den Nachteil, dass Helmut sehr schnell merkte, wenn man schummelte Ich kam jedoch auch in den Genuss von Einzeltraining, in dem Helmut das nachholte, was ich letztes Jahr versäumt hatte (einmal krank und alles Wichtige wie z. B. Bremsen verpasst …).
Ich hätte zumindest nie geglaubt, dass man tatsächlich so viel behält, aber es lief um einiges besser als letztes Mal. Na gut, Angst hatte ich immer noch, aber ich konnte tatsächlich auf den Rudimenten des letzten Jahres aufbauen. Immerhin durfte (eigentlich musste) ich dieses Jahr am Tagesausflug teilnehmen; das lag wohl auch an der leichteren Strecke, sodass keiner zurückbleiben musste. Ich war so aufgeregt deswegen, dass ich nachts kaum schlief (… und das, obwohl die Nächte da sowieso irgendwie schon so kurz waren).
Der Ausflug stand unter einem guten Stern. Nach Tagen grauen Wetters mit viel Schnee und Wind hatten wir das tollste Sonnenwetter, sodass wir endlich einmal sehen konnten, wo wir überhaupt waren. Es war landschaftlich überwältigend; ich kam mir teilweise vor, als wenn ich mich in einer Postkarte bewegte. Ein absoluter Traum. Leider hatte ich nicht so viel davon wie die anderen, weil ich ja mit mir selbst und den Skiern zu kämpfen hatte. Ich bekam mit Heinrich als erfahrenem Skifahrer einen lieben Paten an die Hand, der mich die ganze Tour unterstützte.
Zum Schluss hatte ich sogar eine Eskorte von vier Paten, die mir alle bis zum Ziel weiterhalfen. Beim zweiten Sturz rief ich nämlich schon: „Ich hab keinen Bock mehr!“ Ich musste da aber durch, die Hälfte war geschafft, es gab keine Abkürzung. Erfuhr ich zum Glück erst später, genauso, dass es eine schwarze Loipe war, die ich da abarbeiten musste. Sonst hätte ich mich sicher geweigert, überhaupt mitzukommen. Dann hätte ich etwas verpasst, auf jeden Fall.
Zumindest kam auch ich irgendwann in dem Zielrestaurant an, wo ich mich am liebsten gleich in dem dazugehörigen Hotel eingemietet hätte, samt Badewanne, versteht sich. Ich war zwar nach Helmut noch immer 10 Minuten vor seiner geplanten Zeit, aber die anderen waren alle schon da. Alles Angeber, die hatten ja auch keine Anfängerski Nach einem netten Essen ging es zum Glück mit dem Bus weiter, Schwarzwälderkirschtorte in unserem Stammcafé war bestellt, war auch wieder lecker (alle verbrauchten Kalorien wieder drauf).
Das letzte Abenteuer war der Aufstieg mit dem Lift, hatte ich noch nie gemacht. Ich war froh, dass Helmut mich da durchlotste, nachdem ich schon mehrere von uns wieder herausfallen gesehen hatte. Mein letzter Sturz kam mit dem Aussteigen, das war voll der Bauchklatscher (lecker, noch einmal Kirschtorte). Der Sturz hatte aber auch etwas Gutes, irgendwie renkte sich in meinem Fußgelenk etwas wieder ein, was wohl bei einem der ersten Stürze ausgehakt war. Plötzlich konnte ich wieder ohne Schmerzen fahren und gehen. Vor allem war der bunte Abend gesichert. Ich dachte bis dahin, das würde nichts mit Tanzen.
Zuerst fiel ich jedoch ins Bett und hörte nur noch meinen singenden und summenden Beinmuskeln zu, Abendbrot bekam ich von meiner lieben Zimmergenossin Kathrin ans Bett (kaum zu glauben ). Der bunte Abend sollte etwas später folgen, sodass sich alle ein wenig erholen und zurechtmachen konnten. Es hatten wieder viele etwas vorbereitet, mehrere Sketche und kleine Aufführungen, es war zumindest super abwechslungsreich. Mit dem Tanzen klappte es dann auch noch erstaunlicherweise, obwohl ich mich ja eher halbtot fühlte. Es war sicher die große Erleichterung, dass ich alles geschafft hatte, außerdem brauche ich beim Tanzen ja keine Angst zu haben, dass ich plötzlich hinfalle.
Aber Anlass zu Fragen gab das schon, besonders bei denen, die das nun alles überhaupt nicht anstrengend fanden. Da kann ich nur sagen, ich bin nun mal nicht mit Skiern an den Füßen zur Welt gekommen, das passiert wohl eher in südlicheren Gefilden unserer Republik.
Das Aikido-Training kam natürlich auch nicht zu kurz, wie immer 19.30 Uhr nach dem Abendbrot. Wir hatten ja mit Horst Glowinski (7. Dan) unseren Meister vom letzten Jahr wieder und konnten noch einmal in vollen Zügen von seinen Erfahrungen profitieren. Dadurch dass das Wetter dieses Mal nicht immer so mitspielte, hatten wir sogar mehr Training. Horst bot am Mittwoch (als morgens das Skitraining ausfiel) nämlich an, uns eine extra Lehrstunde zu geben, was auch dankend von allen angenommen wurde. Das hatte auch etwas: draußen das irrste Schneegestöber, drinnen wir am Schwitzen (war z. T. etwas schwierig, da die Halle nicht so durchgeheizt war).
Als sich über Mittag das Wetter besserte, durften die fortgeschrittenen Skifahrer nachmittags doch ihre Skistunde machen, sodass Horst den Skianfängern anbot, zur selben Zeit noch eine weitere Aikidostunde zu geben. Ich war auch mit dabei und erlebte eine sehr intensive Trainingseinheit, weil Horst bei nur drei Paaren natürlich alles sah („falsch, falsch, falsch, schon besser …“). Mich ließ die Konzentration später irgendwann ganz im Stich, da bei den ganzen Informationen mein Kopf zu platzen drohte. Aber es war ein super Training, da auch die Paare so aufgeteilt waren, dass die unteren Gurte viel lernen mussten. Gelb bekam braun als Uke, die beiden Grünen bekamen jeweils einen Danträger. Warum war eigentlich nicht immer so ein Schneegestöber? ;-)
Zumindest hat unser Aikido-Training auch einige Schüler einer Klasse aus Freiburg angezogen, die abends mit offenen Mündern zusahen, was Horst da zu bieten hatte. Das Interesse war geweckt und es ergab sich, dass Michael und Sabine den 24 Schülern und zwei Lehrern vor deren Abfahrt noch eine Schnupperstunde Aikido gaben. Die waren so begeistert, dass es mich nicht wundern würde, wenn Freiburg einige Neuzugänge in seinen Vereinen zu verzeichnen hätte.
À propos Schneegestöber: Letztes Jahr machten wir ja eine Schneebeschwörung, mit der wir anscheinend maßlos übertrieben haben. Ganz Deutschland unter einer Schneedecke begraben, seit Wochen. In Norddeutschland mehr Schnee als im Süden, hätte ich Skier, hätte ich mich schon super vorbereiten können. Dieses Mal hatten wir natürlich auch wieder so eine Schneebeschwörung. Es war alles so zugeschneit, dass wir an den Ort des Geschehens nur mit Schneeschuhen kamen. Das war echt skurril, wie wir da mit Schneeschuhen spät am Abend bei Sturm loswanderten, um den Schnee für nächstes Jahr zu sichern. Wir mussten ja auch gut aufpassen, keinen zu verlieren.
Also Leute, bis zum nächsten Jahr, ich freue mich jetzt schon. Ich habe bei meinem Chef auf jeden Fall den Urlaub in dem Moment eingereicht, als ich am ersten Tag wieder im Büro aufschlug.
Kirsten Duggen,
BKSV Goliath e. V.